Willkommen
ZURÜCK

Welcher Beardie hat bis heute den tiefsten Eindruck auf Sie gemacht und Ihre Vorstellung vom Idealtyp Nobility geprägt?

Für uns ist bis heute CH.DAVEALEX WILLY WUMPKINS der Idealtyp des kompakten, typischen Beardies, der wie kein anderer in seiner Zeit, seinen Typ an viele seiner Kinder weitergab.
Den Nobility-Typ verkörpern inzwischen viele unserer Welpen, worüber wir uns sehr freuen, besonders wenn Nobility´s von anderen auf Grund ihres Ausdruckes erkannt werden.

Wir legen gesteigerten Wert auf diesen typischen Beardie-Ausdruck, der leider durch die hellen Augen bei vielen Beardies verloren geht.
Außerdem liegt uns daran, das feinfühlige Wesen des Beardies zu erhalten, was ihn zu einem „superintelligenten“, leicht zu erziehenden und liebenswerten Freund und Begleiter macht.

Besonders hervorheben möchte ich aber CH.NOBILITY MY ONE AND ONLY. Sie hat für mich alles was mir bei einem Beardie wichtig ist: Ein wunderbares, ausgeglichenes Wesen, einen Ausdruck zum „Dahinschmelzen“, einen kräftigen, aber femininen Kopf, gerade die richtige Größe und ein flottes, müheloses Gangwerk.

LillyNatürlich hat auch sie ein bis zwei kleine Fehler, aber den fehlerlosen Hund gibt es sowieso nicht.
Besonders schön finde ich, dass sie meiner Freundin
Ulla Müller gehört! Ich bin glücklich, dass ich ihr einen Beardie wie „Lilly“ geben konnte.

 

Ch. Nobility My One And Only WT: 29.7.1994
(Ch. Charncroft Caleb/Ch.Glamour Gladys the Nobility)

Welche Entwicklung hat die Rasse durchlaufen seit Sie sie kennen? Hat sich die Rasse verbessert/ gibt es negative Trends?

Ich erinnere mich noch gut, als wir 1987 zum ersten Mal die Crufts besuchten. So viele schöne Beardies auf einmal hatten wir noch nicht gesehen.

Wir waren völlig fasziniert und hätten einige Beardies am liebsten mit nach Hause genommen.

Heute ist das nicht mehr so. Zuletzt besuchten wir die Crufts 1996, und von den 369 gemeldeten Beardies konnten wir diejenigen, die uns faszinierten, an einer Hand abzählen.

Dazu gehörte die CC Gewinnerein und BOB Ch. MERRIMAK VIRGINIA VELVET. Eine Hündin zum „Klauen“. Noch eine Hündin fällt mir gerade ein, die zwar nicht anwesend war, die ich aber erwähnen möchte: CH. DIOTIMA WITH GRACE, die ihrem Namen alle Ehre macht und eine wundervolle Läuferin ist. Allgemein waren aber die typischeren, eindrucksvolleren Hunde sicher in der Veteranenklasse zu finden.

Die meisten hatten für ihre Fellfarbe viel zu helle Augen. Den typischen Beardie-Ausdruck sah man deshalb nur noch vereinzelt, obwohl es ein wichtiges Rassemerkmal darstellt!

Ich könnte hier unzählige Richter zitieren, die ihrer Besorgnis darüber jedes Jahr in dem englische Jahrbuch Ausdruck verleihen. Auch in dem Amerikanischen „Beardie-Bulletin“ sind die hellen Augen inzwischen ein Thema und wo immer sonst Richterberichte veröffentlicht werden, steht immer häufiger „zu helle Augen“.

Verschlechtert hat sich auf jeden Fall auch die Rückenlinie. Durch eine meist zu lange Lendenpartie ist sie durchhängend und oft fällt auch die Kruppe noch ab.

Immer häufiger sieht man auch eine überwinkelte Hinterhand. Manche Beardies stehen und laufen schon wie ein Deutscher Schäferhund!

Ich glaube nicht, dass ich mich in diese Rasse verliebt hätte, wenn ich sie so kennengelernt hätte.

Da alle Trends ca. 2-3 Jahre später zu uns „rüberschwappen“, sieht man auch bei uns immer mehr Beardies mit den oben genannten Fehlern.

Leider hat man sich inzwischen wohl schon so an den Anblick gewöhnt, dass es von vielen als normal angesehen wird. Auch einige Zuchtrichter, besonders die selber keine Beardies züchten oder besitzen, finden offensichtlich den Ausdruck nicht sehr wichtig!

Als Argument hört man immer wieder,- helle Augen schaden dem Hund nicht und tun ihm nicht weh-. Selbstverständlich nicht, allerdings etwas kürzeres Fell oder eine etwas zu hoch getragene Rute auch nicht! Aber gerade das wird von den entsprechenden Zuchtrichtern oft besonders bemängelt.

Früher waren die Beardies „Spätentwickler“, sie brauchten Zeit um Substanz, Fell und Ausstrahlung zu bekommen. Sie blieben dann aber auch bis ins hohe Alter jugendlich.

Heute müssen sie möglichst schon in der Jugendklasse erwachsen aussehen, um auf die vorderen Plätze zu kommen. In den Richterberichten liest man:

„ muß sich noch entwickeln, könnte mehr Substanz haben, braucht noch Zeit!“ Wozu, frage ich mich da, gibt es eigentlich noch Jugendklassen?

Je älter diese „Frühentwickler“ werden, desto mehr verlieren sie an Ausstrahlung. Meist werden sie zu stämmig und schwer und bekommen weiche Rücken. Gerade in jüngster Zeit fallen auch zu große, maskuline Hündinnen und eher feminine Rüden auf.

Wir sind zwar der Meinung, dass die Qualität bzw. die Gesamterscheinung wichtiger sind als die Größe des Hundes, können aber doch eher eine etwas zu kleine Hündin oder einen etwas zu großen Rüden akzeptieren, als umgekehrt.

Einfach deshalb, weil wir es schöner finden wenn man auf Anhieb sieht, wer der Rüde- und wer die Hündin ist.

Obwohl es sicher besser ist, einen Hund nach seinen Vorzügen als seinen Fehlern zu beurteilen, ist es doch so, dass wir ganz bestimmte Fehler nicht akzeptieren können, auch wenn der Hund noch so viele Vorzüge hat.

Was uns auch immer wieder sehr unangenehm auffällt ist, wie manche Beardies heute ausgestellt werden.

Den Kopf am Halsband hochgezerrt wie bei einem Terrier. Oft wird es auch gemacht bei Hunden mit zu kurzem Hals, um diesen länger erscheinen zu lassen. Das hat nun wirklich gar nichts Natürliches mehr und der Hund sieht sehr gequält aus.

Zum Wesen ist noch zu sagen dass wir, trotz anders lautender Meinungen, nicht finden, dass es sich verschlechtert hat. Auch schon als wir die Beardies kennenlernten, gab es eher „Coole Typen“ und leichter zu beeindruckende. Ob dies nun immer alles ererbt oder erworben ist, muß man im Einzelfall entscheiden.

Schon damals hatte man uns vor dem angeblich so ängstlichen Beardie gewarnt! Auffallend ist, dass oft Menschen, die selbst übervorsichtig und nervös sind, auch solche Hunde haben.

Außerdem darf man nicht vergessen, der Beardie wird immer beliebter und man sieht ihn immer häufiger. Vielleicht macht es auch einfach die Menge, dass man den Einruck hat, sie würden ängstlicher!

 

Es fällt auf, dass viele von Ihnen gezüchtete und verkaufte Hunde erfolgreich auf Ausstellungen sind. Wie schaffen Sie es, die Besitzer zu motivieren, die Hunde entsprechend zu pflegen und zu trainieren?

Das ist in der tat ein Thema für sich. Meinem Mann und mir macht das Züchten und Ausstellen der Hunde großen Spaß und wir sind stolz, wenn wir schöne Hunde aus unserer Zucht zeigen können. Da unsere Hunde aber mit uns in der Familie leben und wir Zwingerhaltung ablehnen, steht natürlich nur eine begrenzte Anzahl an Hunden zur Verfügung.

Um nun immer wieder Beardies aus unserer Zucht auf Ausstellungen präsentieren zu können, sind wir tatsächlich auf Welpenkäufer angewiesen, die uns erlauben, ihre Hunde auszustellen.

Mit der Auswahl der Welpenkäufer ist es aber so schon schwierig genug, da für uns immer an erster Stelle stehen wird, dass es der Welpe in seinem neuen zu Hause gut hat, dass er ein Familienmitglied ist und man Zeit für ihn hat.

Niemals werden wir einen Welpen zu jemandem geben, der seine Hunde im Zwinger hält, auch wenn er noch so bekannt ist. Wenn wir den Eindruck haben, er sei nur „Mittel zum Zweck“ und falls er die Erwartungen nicht erfüllt, sofort „in gute Hände“ abgegeben wird, bekommt er keinen Welpen!
Ich weiß natürlich, dass dies nicht sehr professionell ist, vor allem, weil wir auch keine Welpen in „alle Welt“ verschicken würden oder noch schlimmer, erwachsene Hunde, wegen irgendeines exotischen Titels.

Wenn Professionalität auf Kosten der Hunde geht, verzichten wir gerne darauf!

Da es inzwischen bekannt ist, dass wir unsere Nachzucht gerne selbst ausstellen, haben wir weniger Anfragen von anderen Ausstellern als vielmehr von Leuten, die zwar in erster Linie einen Familienhund suchen, dem Ausstellen gegenüber aber auch nicht abgeneigt sind. Hauptsache, sie müssen es nicht selber machen. Das ist für uns dann natürlich ideal. Mit einigen Ausnahmen haben wir immer nur den unserer Meinung nach besten Rüden und die beste Hündin aus jedem Wurf ausgesucht, denn wenn man selbst ausstellt, werden es sonst mit der Zeit einfach zu viele Hunde.

Den neuen Besitzern stehen wir mit Rat und Tat zur Seite (übrigens unabhängig davon, ob sie nun einen Ausstellungshund erworben haben oder nicht!) und helfen ihnen bei der Pflege und beim Ausstellungstraining.
Bis zur ersten Ausstellung treffen wir uns im günstigsten Fall ein paar Mal und wenn es soweit ist, kommt der Hund 1-2 Tage vorher zu uns um noch einmal intensiv zu trainieren.

Wie gesagt, der Hund ist dann bei uns nicht fremd, weil wir uns ja zwischendurch immer wieder gesehen haben.

So kommen wir meist prima zurecht und das ist das ganze „Geheimnis“.

Vertrauen und ein bisschen Glück sind da natürlich Grundvoraussetzungen. Leider ist dies nicht immer der Fall und uns sind deshalb gerade in letzter Zeit einige vielversprechende Welpen für die Ausstellung verloren gegangen.

Sie sind aber nach wie vor geliebte Familienmitglieder und das ist schließlich das Wichtigste!

Bei dieser Gelegenheit möchten wir uns bei den Besitzern unserer Nachzucht bedanken die es uns ermöglichten, erfolgreichster deutscher Bearded Collie- Züchter 1997 lt. Auswertung Beardie-Revue zu werden!

 

Nach welchen Gesichtspunkten wählen Sie einen Welpen für Zucht und Ausstellung aus?

Ich wähle den Welpen nach seiner Gesamterscheinung aus und, zumindest was die Proportionen betrifft, kann man dies eindeutig am besten kurz nach der Geburt erkennen.

Wenn man den Welpen in bestimmter Weise hochhält, sieht man sehr deutlich die Winkelungen, das Höhen- Längenverhältnis, ob der Kopf die richtige Größe zum Körper hat und ob die Halslänge stimmt. Wenn der Welpe attraktiv gezeichnet ist, finde ich es auch sehr schön, es ist aber sicher nicht das Wichtigste.

So wird dann schon einmal eine Vorauswahl getroffen.

Nun beobachte ich die Welpen sehr viel und achte darauf, welcher Welpe mir immer wieder in Auge fällt.
Meist benimmt er sich sehr selbstbewusst, ist aber trotzdem ausgeglichen und kein Lilly„Rabauke“. Er ist sehr aufmerksam und lernbegierig (übrigens auch sehr wichtig, sollte man mit seinem Hund Agility machen wollen).

Mit ca. 6 Wochen kann man schon sehr gut das Gangwerk beurteilen und vor allem den für uns sehr wichtigen Ausdruck.

Wenn die Augen mit 8 Wochen für die Fellfarbe immer noch zu hell sind oder womöglich noch einen Blauschimmer haben (außer bei Blau und Fawn), werden sie erfahrungsgemäß nur noch selten dunkler.

Der Welpe, für den ich mich mit ca. 6-8 Wochen (im Einzelfall auch erst später) entscheide, hat eine harmonische Gesamterscheinung, ein ausgeglichenes Wesen und ist auch schon in diesem frühen Alter eine Persönlichkeit.

Typisch Nobility
“CH.NOBILITY MY ONE AND ONLY”

Wann beginnen Sie mit dem Ringtraining und wie?

„ Steh“ übe ich schon sehr früh mit ca. 4 Wochen (habe ich von Henk Hanssen gelernt) und es hat sich sehr bewährt.

Frei Stehen übe ich ab ca. 6 Wochen, in dem ich dem Welpen einfach nach einem „Leckerchen“ in meiner Hand schauen lasse und er es erst bekommt, wenn er ruhig steht. Dies geht einfacher, als man denkt. Ein gut gebauter Welpe zeigt sich hier auch sehr gut, er muss eigentlich nie korrigiert werden.

An die Ausstellungsleine kommt der Welpe erst wenn er gelernt hat, an der normalen Leine richtig zu laufen.

Bis zum Alter von 4 Monaten sollte er dies aber können. Da wir festgestellt haben, alles was der Welpe bis zum 5. Lebensmonat kann, behält er für immer und Sie müssen es nicht mehr dauernd üben.
wir empfehlen unseren Welpenkäufern auch immer, eine gute Welpenschule zu besuchen.

 

Welchen Rat können Sie angehenden Züchtern mit auf den Weg geben?

Angehenden Züchtern oder Ausstellern möchten wir sagen: -versuchen Sie ihren Typ zu finden und lassen Sie sich vor allem nicht von jeder Mode beeinflussen. Versuchen Sie auch, ohne offensichtliches betreiben von Politik Ihren Weg zu gehen. Andernfalls zeigt es nur, dass Ihre Hunde nicht gut genug sind, aufgrund ihrer Qualitäten zu gewinnen.

 

Zum Schluss möchten wir noch sagen:

Wir sind sehr stolz auf unsere erfolgreichen Zucht- und Ausstellungshunde, aber wir sind auch sehr stolz auf die vielen erfolgreichen Hunde außerhalb des Ausstellungsringes.

Auf die, die es erfolgreich geschafft haben, dass sie trotz größter Bedenken inzwischen im Bett schlafen dürfen (stimmt`s Wolfgang?!)

Die ihre Menschen erfolgreich überzeugt haben, dass ein Kombi wesentlich bequemer ist als ein Sportwagen.

Die es erfolgreich mit ihrem Charme schaffen, dass man doch nicht immer so konsequent sein kann, wie der Züchter gesagt hat.

Und die es vor allem erfolgreich schaffen, dass ihre Menschen jetzt plötzlich viel kontaktfreudiger sind als früher und sich auf Welpentreffen, Hundeplätzen, Ausstellungen usw. wiederfinden, anstatt wie vorher, samstags das Auto zu putzen!

In diesem Sinne, auf noch viele erfolgreiche Beardies!

Birgit Ufer

Hier geht es zurück!